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Quer durch Mitteleuropa

Mit Schwerpunkt Mittelpolen

Familienforschung von Brigitte Marufke

Mittelpolen


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Landschaft in Mittelpolen

Foto: Brigitte Marufke 2000


Um zu verstehen, wie schwierig die Familienforschung in Mittelpolen ist, muss man die Geschichte der Region kennen, Mittelpolen war nie "Deutsch". Warum lebten aber so viele Deutsche in diesem Raum? Hier geht man am Besten zu den Anfängen des Deutschtums und den Einwanderungen zurück.

Im Jahr 1772 wurde Polen das 1. Mal geteilt, noch zu Lebzeiten Friedrich des Großen und brachte Russland, Preußen und Österreich Landgewinne.

Die zweite polnische Teilung 1793 führte zu einer Expansion. Russland erhielt den größten Teil Weißrusslands und den Rest der Ukraine. Preußen das sogenannte Großpolen um Posen und Gnesen sowie Danzig.

Die dritte polnische Teilung 1795 hatte schließlich die Auflösung Polens zur Folge. Russland annektierte Litauen und rückte bis zum Bug vor; Österreich besetzte Zentralpolen mit Krakau und Lublin; Preußen übernahm den Rest Polens mit der Hauptstadt Warschau.

Südpreußen entstand mit den Kammerdepartments Posen, Warschau und Kalisch.

1807 entstand das Großherzogtum Warschau unter Napoleon. Nach der Niederwerfung Napoleons verschwand es wieder von der Landkarte.

Im Wiener Kongress wurde das sogenannte Kongresspolen als "Königreich Polen" durch Personalunion 1815 mit Russland vereinigt und wurde nach vergeblicher polnischen Revolution (1830/1831) russische Provinz.

Nach dem Januaraufstand 1863 setzten im Königreich Polen gewaltige Repressalien ein, die Russifizierungsmaßnahmen nahmen zu.

Die polnische Sprache verschwand 1867 aus den Schulen und der Verwaltung - Amtssprache wurde Russisch.

1918, nach dem 1. Weltkrieg wurde wieder ein unabhängiger polnischer Staat ausgerufen.

 

 

Die interessanteste Zeit der Forschung ist mit Sicherheit die Siedlungsgeschichte der neuen preußischen Gebiete. Die Besiedlung begann nach der dritten polnischen Teilung, also nachdem Polen nicht mehr existierte. Man wollte mit der Ansiedlung in den neu erworbenen Gebieten Südpreußens eine Verpflanzung von Menschen aus einer preußischen Provinz in die andere vermeiden. Aus diesem Grund griff man nach Ausländern, welche sich als Württemberger, Baden-Durlacher, Pfälzer, Lübecker, Mecklenburger, Hamburger, "Franzosen" (Elsässer) unter der Sammelbezeichnung "Reichskolonisten" in Polen einfanden.

Vor allem im süddeutschen Raum fand man Auswanderungswillige, die es satt waren, dass Napoleons Heere über ihre Felder hinweg zogen, die Ernte beschlagnahmten und vieles zerstörten. Dort leitete der Hauptmann Friedrich Magnus von Nothardt die Auswanderungsbüros in Crailsheim und Öhringen. Der stärkste Auswanderungsstrom war von 1800 bis 1804.

Die Vorhut waren die Bauern und Obstgärtner, um die Felder anzulegen und für die nachfolgenden Auswanderer Lebensmittel vorrätig zu haben. Ihnen folgten die Handwerker wie Tischler, Maurer, Schreiner nach. Erst um 1820 folgten die ersten Tuchmacher.

Die Kolonisten fanden bei ihrer Ankunft in Polen unmenschliche Zustände vor:

Es war kein bestellbares Land vorhanden. Meine Vorfahren stammen aus Hochweiler/Markowka (Hochwald), dort soll das ganze Gelände sehr dicht mit Tannen, Kienen, Eichen und Eschen, hohem Holz und Haselunterholz verwachsen gewesen sein. Außerdem war der Dorfplatz voller Sumpf und Morast.

Die Flächen mussten erst gerodet werden, bevor man Felder anlegen konnte. Das war speziell für die Süddeutschen, die in erster Linie Bauern waren, ungewohnt schwere Arbeit, woraufhin viele der Kolonisten auf gaben und in die Heimat zurück kehrten. Auch Hütten konnten nicht gleich gebaut werden, so dass die meisten Familien in Erdhöhlen wohnten um nicht zu erfrieren.

Entwässerungskanäle mussten gezogen werden, da die Ernte in dem sumpfigen Land verfaulte.

Die ersten Jahre hatten die Bauern dadurch praktisch keine Ernten. Es herrschte Hunger und grenzenlose Armut.

 

 

 

 

 

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